Quality journalism, the second

I'll keep this post in German since most of the links and the quotes are. Use DeepL to translate. 😉

Der Niedergang von Zeitungen und Zeitschriften macht auch vor Computerzeitschriften nicht halt – ganz im Gegenteil. Die c't is davon noch vergleichsweise wenig betroffen, was aber ausschließlich an ihren treuen Abonnenten liegt. Doch auch hier bröckelt es seit Jahren langsam, aber stetig. Ich habe seit mehr als 20 Jahren ein Abonnement der c't, die ich als Klolektüre auch auf keinen Fall vermissen möchte. Allerdings häufen sich in den letzten Jahren Fehler einer Art, die einem das Vergnügen nachhaltig vergällen. Wenn man jede Aussage hinterfragen muß, ist es einfacher, selbst zu recherchieren. Und zur reinen Unterhaltung kann ich auch Fix und Foxi lesen.

Mit der letzten Ausgabe ist mir der Kragen geplatzt, und ich habe mich dazu hinreißen lassen, einen Leserbrief einzusenden:

...

Es ist ja ein wirklich lobenswertes Ziel, den Leuten Lua- oder auch Python-Programmierung näher zu bringen, aber ich erwarte, daß zumindest erwähnt wird, daß es auch deutlich einfacher geht (wenn es denn so ist).

c't 7/2019, p. 158. „Trotz dieser Flexibilität stößt man irgendwann an Grenzen: So kann das Tool von Haus aus nicht die aktuelle Wetterlage bei wttr.in erfragen und anzeigen. Diese und weitere Funktionen lassen sich jedoch leicht über selbstgeklöppelte Lua-Skripte nachrüsten.”

Was immer auch „von Haus aus” bedeuten soll, Lua-Skripte braucht man nicht dafür.

Stündliche Abfrage des Wetters:

${execpi 3600 curl -s "wttr.in/Berlin?nT&lang=de" | head -n -2}

Stündliche Abfrage des Wetters in Farbe. 😉

${execpi 3600 curl -s "wttr.in/Berlin?n&lang=de" | ~/.config/conky/ansito | head -n -2}

Ansito: https://github.com/pawamoy/ansito

Und ganz ähnlich in

c't 5/2019, p. 42. „Der Grep-Befehl durchsucht die Datei auf einem Rechner mit Core i5 mit SSD in etwas mehr als einer Minute. Er nutzt aber nicht aus, dass die Datei bereits nach Hashes sortiert ist. In einer sortierten Liste kann man per binärer Suche viel schneller suchen. Eine selbst programmierte binäre Suche in Python braucht nur wenige Zeilen Code. Wir haben daher kurzerhand ein Skript entwickelt, das die Datenmassen in Rekordzeit durchforstet.”

Auch sehr schön, aber mit keinem Wort erwähnt, daß es unter Linux deutlich einfacher und etwa viermal schneller geht:

$ look $(echo -n "111111" | sha1sum | awk '{print toupper($1)}') pwned-passwords-sha1-ordered-by-hash-v4.txt

Himmel nochmal, das ist doch nicht so schwer. Ein Satz, der darauf hinweist, ist doch nicht zu viel verlangt. Oder doch?

...

Begleitet werden diese Eindrücke natürlich von der Entwicklung von heise online (ein von der c't prinzipell redaktionell unabhängiges Medium), das ich wie so viele langjährige c't-Abonennten als Online-Heimathafen betrachte. Neulich kam es dort zur Veröffentlichung eines Artikels einer Autorin aus der Ecke der genderfeministischen SJWs, der vor allem mit der kompletten Abwesenheit auch nur irgendeiner Kompetenz glänzt. Ein Zitat:

Während Entwickler stets bemüht sind, möglichst genau den Programmcode einzugeben und dabei keine Tippfehler zu machen, sind SozialwissenschaftlerInnen trainiert das "große Ganze" zu erkennen, die systemischen Zusammenhänge in der Welt zu überblicken.

Die mehr als 5000 Kommentare ließen keinen Zweifel daran übrig, daß es Heise hiermit geschafft hat, seine Kernklientel nachhaltig zu verärgern. 😊

Wenige Tage später erreichte mich diese E-Mail vom „neuen Online-Service heise+”:

Sehr geehrter Herr Brandt, es freut uns sehr, dass Sie als 7 Leser unseren Qualitäts-Journalismus unterstützen.

Ich habe nicht nachgefragt, was „7 Leser” zu bedeuten hat. Ein solch eklatanter Fehler in einer Mail, die schätzungsweise an eine halbe Million Leute rausgeht, in einem Atemzug mit dem selbsternannten Merkmal des Qualitätsjournalismus' (nur echt mit Deppenbindestrich) zu nennen, ist schon recht frech. Ob sie wohl irgendwann mal merken, warum die Leute sie nicht mehr kaufen?